Der neue alte Krieg in Europa

Der Krieg in der Ukraine wird die ganze Welt verändern, sagt der israelische Historiker Yuval Noah Harari. Er schafft einen Präzedenzfall für weitere Kriege und wird weltweit finanzielle Mittel von der Bildung, der Gesundheit und dem Kampf gegen die Klimakrise in die Rüstung umleiten. Hararis Meinung nach hat Russland den Krieg schon verloren.

23. februara 2022. bio je istraživač na austrijskom Institutu za medjunarodnu politiku Vedran Džihić gost programa N1 Bosna i Hercegovina. Jedan dan pred invazijom ruske vojske u Ukrajinu je Džihić konstatirao da rusko priznanje odmetnutih ukrajinskih teritorijov predstavlja novi paradigmatički moment u historiji Europe i je nadalje analizirao, ke poslijedice bi boj mogao imati na Bosnu i Hercegovinu.

Vedran Džihić: Ich sah mein eigenes Gesicht (Falter 9/22)

Du spürst das Unheil kommen und doch verdrängst du es. Die Augen sehen es, doch das Herz glaubt noch immer nicht daran und hofft, dass alles gut werden wird. Am Ende wird es aber nicht gut. Als meine Mutter im Oktober 1991 die Rede des später verurteilten Kriegsverbrechers Radovan Karadžić im Parlament von Bosnien-Herzegowina hörte, in der er dem Land mit dem Weg in die Hölle und ins Verderben drohte, drehte sie sich mit Tränen in den Augen zu meinem Vater um und sagte leise: „Es ist aus. Das ist der Krieg." Wir wollten und konnten es nicht wahrhaben. Einige Monate später klopfte der Krieg an unsere Haustür und veränderte mein und das Leben meiner Familie für immer.

Als ich letzte Woche die diabolische Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin anhörte, wusste ich sofort, dass ein brutaler Krieg kommen wird. „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!", hallten in mir die berühmten Worte von Bertolt Brecht aus seinem Gedicht „An die Nachgeborenen" nach. In Flashbacks, die mich in den Tagen und Nächten seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine begleiten, vermischen sich Bilder und Emotionen von damals und heute und werden zu einem Amalgam der Angst und der Sorge um all jene, die heute in der Ukraine leiden.

Der Krieg ist ein Affront gegen das Menschsein. Der Krieg zermalmt die Pluralität des Menschen, indem er hineinruft: „Du darfst leben und bleibst verschont. Du aber, der du das Andere bist, musst sterben." Der Krieg prägt sich all seinen Opfern tief ins Gesicht. Ich kann mein Gefühl von damals wieder spüren, den Moment, als die Angst in mich hineinkroch, die letzten Winkel meines Körpers erreichte. Doch man funktioniert, man wird zu einer Überlebensmaschine, die vom Wunsch nach Leben und der Hoffnung auf den Frieden und die Sicherheit angetrieben wird. Was Krieg wirklich bedeutet, versteht man erst, wenn er vorbei ist.

Am Wochenende verbreitete sich im Netz ein kurzes Video eines ukrainischen Buben auf der Flucht. Mit tränengetränkten Augen sprach er von seinem Vater, der zurückgeblieben sei, um den ukrainischen Streitkräften zu helfen. In einem Moment sah ich vor meinem inneren Auge mein eigenes Gesicht inmitten meines Krieges mit dem Gesicht des kleinen Buben verschmelzen. Und dann spürte ich wieder die leise aufkommende Hoffnung, dass der Bub, genauso wie ich heute, einmal ein erwachsener Mann sein wird, der das Gesetz der sinnlosen Zerstörung im Krieg für sich und seine Liebsten durch das Gesetz der Hoffnung und der Liebe ersetzen wird können.

Falter Selenskij

Der amerikanische Osteuropa-Historiker Timothy Snyder beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Russland und der Ukraine. Das elfminütige Video ist ein Ausschnitt aus dem Vortrag "Ukraine - von der Propaganda zur Realität", in dem Snyder im November 2014 die russische Propaganda kritisiert.

Die Expansion der Europäischen Union und der NATO nach Ost- und Südosteuropa empfindet Vladimir Putin als gegen Russland gerichtete Aggression. Dies ist die These eines Referates, das der US-amerikanische Politikwissenschaftler John Mearsheimer im Juni 2015, ein gutes Jahr nach der russischen Annexion der Halbinsel Krim, an der University of Chicago gehalten hat. Obwohl Mearsheimer damals eine Invasion Russlands in der Ukraine für unwahrscheinlich gehalten hat, machen seine Überlegungen im Licht der aktuellen Ereignisse viel Sinn.

Verstörtend finde ich die Thesen des Schweizer Historikers und Friedensforschers Daniele Ganser. In einem Vortrag im Mai 2015 in Berlin stuft er den Machtwechsel in der Ukraine 2014 als Putsch ein und bezweifelt, dass der damalige prorussische Präsident Janukovitsch den Befehl gegeben hat, auf die Demonstranten zu schießen. Seiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher, dass die spätere ukrainische Regierung und die USA hinter dem Blutbad auf dem Maidan standen, was natürlich das ganze westliche Narrativ in Frage stellt.